Prostata Harndrang
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Einleitung
Was ist mit "Prostata Harndrang" gemeint?
Der Ausdruck "Prostata Harndrang" beschreibt ein häufiges Beschwerdebild, bei dem Männer ein vermehrtes, oft plötzliches oder dringend empfundenes Bedürfnis zum Wasserlassen haben. Dieses Gefühl kann allein auftreten oder zusammen mit weiteren Beschwerden wie häufigerem Wasserlassen bei Tag oder Nacht (Nocturie), einem abgeschwächten Harnstrahl oder dem Gefühl einer unvollständigen Blasenentleerung. Wichtig ist, dass der Begriff nicht zwangsläufig eine einzige Ursache benennt, sondern ein Symptom, das verschiedene Erkrankungen betreffen kann.
Für Männer im Alter zwischen 40 und 70 Jahren ist das Thema besonders relevant: Mit steigendem Alter nehmen Prostata-vermittelte Beschwerden zu. Viele Betroffene erleben eine Minderung der Lebensqualität, etwa durch Schlafstörungen wegen nächtlichen Harndrangs, Einfluss auf die Mobilität und Unsicherheit in sozialen Situationen. Dabei ist zwischen harmlosen Altersveränderungen und behandlungsbedürftigen Erkrankungen zu unterscheiden.
In diesem Ratgeber werden Ursachen, typische Symptome, Häufigkeitsangaben, diagnostische Schritte und Behandlungsmöglichkeiten sachlich und evidenzbasiert dargestellt. Ziel ist, Ihnen verständliche Informationen zu geben, damit Sie Beschwerden einordnen können und wissen, wann ein Arztbesuch ratsam ist. Es werden praktische Tipps zur Selbsthilfe gegeben, ohne individuelle Behandlungsversprechen zu machen.
Wichtig: Bei akuten, starken Beschwerden wie plötzlicher Unmöglichkeit zu urinieren, Blut im Urin oder Fieber sollten Sie umgehend ärztliche Hilfe aufsuchen. Dieser Text ersetzt keine ärztliche Untersuchung; bei Unsicherheit wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder einen Urologen.
Zum Weiterlesen und für Hintergrundinformationen zur Prostata allgemein finden Sie weiterführende Informationen auf der Prostata-Hauptseite. Detaillierte Informationen zur körperlichen Untersuchung der Prostata stehen auf der Seite zur Prostata-Untersuchung.
Ursachen
Überblick möglicher Ursachen
Ein ausgeprägter oder neu aufgetretener Harndrang kann verschiedene Ursachen haben. Bei Männern mittleren und höheren Alters stehen Veränderungen der Prostata häufig im Vordergrund. Typische Ursachen sind gutartige Vergrößerung der Prostata (BPH), akute oder chronische Prostatitis sowie seltener Prostatakrebs. Daneben kommen aber auch nicht-prostata-spezifische Ursachen infrage, wie Blasenfunktionsstörungen, Harnwegsinfekte oder neurologische Erkrankungen.
Die wichtigsten Ursachen im Überblick:
- Benigne Prostatahyperplasie (BPH): Altersbedingte hormonell gesteuerte Vergrößerung der Prostata, oft mit obstruktiven und irritativen Symptomen.
- Prostatitis: Entzündliche Erkrankung der Prostata, akut mit Fieber und Schmerzen oder chronisch mit wechselnden Beschwerden.
- Blasenüberaktivität (Overactive Bladder): Unwillkürliche Blasenmuskelkontraktionen führen zu häufigem und dringendem Harndrang.
- Harnwegsinfektion: Bakterielle Infektionen können Harndrang, Dysurie und manchmal Fieber verursachen.
- Medikamente und Substanzen: Diuretika, Alkohol oder koffeinhaltige Getränke verstärken die Harndrangneigung.
- Urethrastriktur oder Prostatastone: Mechanische Hindernisse können Abfluss und Blasenentleerung beeinflussen.
- Neurologische Ursachen: Multiple Sklerose, Rückenmarkserkrankungen oder Diabetesneuropathie können Blasenfunktion stören.
- Prostatakrebs: Seltener Ursache für Harndrang, aber wichtig auszuschließen, insbesondere bei begleitenden Symptomen.
Bei jedem Patienten ist die genaue Ursache individuell zu klären. Häufig bestehen mehrere beitragende Faktoren gleichzeitig, z. B. eine vergrößerte Prostata zusammen mit einer Blasenüberaktivität.
Praktische Hinweise:
- Beobachten Sie zeitliche Zusammenhänge: Treten Beschwerden schleichend oder plötzlich auf?
- Notieren Sie begleitende Symptome wie Schmerzen, Fieber oder Blut im Urin.
- Überlegen Sie, ob kürzlich Medikamente begonnen oder Lebensgewohnheiten geändert wurden (z. B. mehr Kaffee, Alkohol).
- Bei wiederkehrenden Infektionen ist eine urologische Abklärung sinnvoll.
- Häufig sind einfache Erstmaßnahmen sinnvoll, doch die genaue Ursache sollte ärztlich beurteilt werden.
Symptome
Typische Symptome bei Prostata-bedingtem Harndrang
Der Begriff Harndrang umfasst verschiedene Beschwerden, die einzeln oder kombiniert auftreten können. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen irritativen und obstruktiven Symptomen. Irritative Symptome betreffen vor allem häufiges und dringendes Wasserlassen; obstruktive Symptome resultieren aus einem behinderten Harnfluss.
Häufige Symptome im Detail:
- Dringender Harndrang: Plötzlich auftretendes, starkes Bedürfnis zu urinieren, oft begleitet von Unruhe und der Angst, die Toilette nicht rechtzeitig zu erreichen.
- Häufiges Wasserlassen: Mehr als 8 Toilettengänge tagsüber gelten oft als erhöht; bei Senioren variiert die Norm.
- Nocturie: Nächtliches Aufstehen zum Wasserlassen. Ab einem Mal pro Nacht kann dies die Schlafqualität beeinträchtigen; zwei oder mehr Mal sind klinisch relevant.
- Schwacher Harnstrahl und Startschwierigkeiten: Zeichen einer Abflussbehinderung, oft durch Prostatavergrößerung.
- Gefühl der unvollständigen Entleerung: Restharngefühl nach dem Wasserlassen.
- Nachtröpfeln/Flussendeströpfeln: Tropfen nach der Blasenentleerung.
- Dysurie und Schmerzen: Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen, eher bei Infektionen oder Prostatitis.
- Harninkontinenz: Dranginkontinenz tritt bei starker Blasenüberaktivität auf; Stressinkontinenz ist bei Männern seltener.
Konkrete Zahlen und Beispiele:
- Normale Häufigkeit: 4-8 mal am Tag bei gesunden Erwachsenen; >8 gilt als vermehrt.
- Nocturie: Bei Gesunden selten; bei Männern über 60 ist 1–2 Mal pro Nacht nicht ungewöhnlich, aber belastend.
- Akuter Harndrang kombiniert mit Fieber und Flankenschmerzen kann auf eine Infektion oder akute Prostatitis hinweisen.
Hinweis:
Einzelne Beschwerden allein sind oft wenig aussagekräftig. Entscheidend ist die Kombination von Symptomen, der zeitliche Verlauf und die Belastung für den Betroffenen. Eine systematische Anamnese und geeignete Untersuchungen helfen, die Ursache des Harndrangs einzugrenzen.
Häufigkeit
Wie häufig ist Harndrang bei Männern?
Prostata-bedingter Harndrang und damit verbundene Harnsymptome sind bei älteren Männern weit verbreitet. Die Häufigkeit variiert mit Alter, Begleiterkrankungen und Lebensstil. Viele Studien und Leitlinien berichten über eine deutlich höhere Prävalenz mit zunehmendem Alter, vor allem im Zusammenhang mit benignem Prostatasyndrom (BPS) beziehungsweise benigner Prostatahyperplasie (BPH).
Wichtige Häufigkeitsangaben und Zahlen:
- Benigne Prostatahyperplasie (BPH): Etwa 50% der Männer über 50 Jahre haben histologisch erkennbare Prostatavergrößerungen; klinisch relevante Symptome finden sich bei rund 20–30%.
- Mit steigendem Alter steigt die Prävalenz: Bei Männern über 70 Jahre berichten bis zu 50% über mäßige bis schwere Lower Urinary Tract Symptoms (LUTS).
- Nocturie ist bei älteren Männern sehr verbreitet: In Studien geben 30–60% der Männer über 60 Jahre nächtliches Wasserlassen an.
- Blasenüberaktivität: Prävalenzen variieren, typischerweise 10–20% bei älteren Männern, wobei Drang und Inkontinenz zunehmen können.
- Prostatitis: Akute bakterielle Prostatitis ist seltener; chronische Prostatitis/chronisches Beckenschmerzsyndrom kann jedoch zu wiederkehrenden Beschwerden führen.
Beispiele zur Einordnung:
- Ein 55-jähriger Mann mit gelegentlichem nächtlichen Wasserlassen hat eine hohe Wahrscheinlichkeit einer altersbedingten Prostataveränderung, jedoch nicht zwangsläufig eine behandlungsbedürftige Erkrankung.
- Ein 68-jähriger Mann mit starkem Harndrang, abgeschwächtem Strahl und zwei oder mehr nächtlichen Toilettengängen ist in der Gruppe mit erhöhter Wahrscheinlichkeit für therapiebedürftige LUTS und sollte ärztlich abgeklärt werden.
Faktoren, die Häufigkeit beeinflussen:
- Lebensstil: Flüssigkeitsaufnahme, Koffein- und Alkoholkonsum.
- Begleiterkrankungen: Diabetes, Herzinsuffizienz oder Schlafapnoe können Nocturie fördern.
- Medikamente: Diuretika erhöhen die Miktionsfrequenz.
- Geografische und soziale Faktoren: Störung der Nachtruhe durch Umgebung oder beruflicher Schlafrhythmus.
Fazit:
Harndrang bei Männern mittleren und höheren Alters ist häufig. Nicht jede Veränderung bedarf sofortiger Therapie, aber anhaltende oder belastende Beschwerden sollten ärztlich bewertet werden. Leitlinien und epidemiologische Daten geben Orientierung, ersetzen aber nicht die individuelle Beurteilung durch den Arzt.
Wann zum Arzt?
Allgemeine Entscheidungshilfe: Wann ärztliche Abklärung sinnvoll ist
Bei neuem, anhaltendem oder belastendem Harndrang sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Es gibt klare Warnzeichen (Red Flags), bei deren Vorliegen Sie zeitnah ärztliche Hilfe aufsuchen sollten. Ebenso gibt es weniger dringliche Situationen, in denen ein geplanter Arztbesuch beim Hausarzt oder Urologen sinnvoll ist.
Alarmzeichen: Sofortige ärztliche Abklärung oder Notfall
Bitte suchen Sie umgehend ärztliche Hilfe auf, wenn eines der folgenden Symptome auftritt:
- Plötzliche Unfähigkeit zu urinieren (akuter Harnverhalt) — medizinischer Notfall.
- Fieber, Schüttelfrost kombiniert mit Harndrang oder starken Flankenschmerzen — Hinweis auf schwere Infektion (z. B. akute Prostatitis oder Pyelonephritis).
- Deutliche Blutbeimengungen im Urin (Makrohämaturie) oder sichtbares Blut.
- Starke, zunehmende Schmerzen im Unterbauch oder Rücken.
- Schneller Gewichtsverlust, Knochenschmerzen oder neurologische Ausfälle, die auf eine systemische Erkrankung oder Metastasen hindeuten könnten.
Wann ein geplanter Besuch sinnvoll ist
Vereinbaren Sie einen zeitnahen Termin beim Hausarzt oder Urologen, wenn Sie eine oder mehrere der folgenden Situationen beobachten:
- Anhaltender, störender Harndrang über mehrere Wochen.
- Erhebliche Beeinträchtigung der Nachtruhe durch Nocturie (z. B. zwei oder mehr nächtliche Toilettengänge).
- Schwacher Harnstrahl, häufiger Harndrang oder Restharngefühl.
- Wiederholte Harnwegsinfekte.
- Neu auftretende Schmerzen beim Wasserlassen ohne eindeutige Ursache.
Praktische Vorbereitung auf den Arztbesuch
Damit die Untersuchung effizient verläuft, bringen Sie folgende Informationen mit:
- Symptomtagebuch oder Miktionsprotokoll (z. B. 24–72 Stunden Aufzeichnung von Trinkmengen, Toilettengängen und nächtlichem Wasserlassen).
- Liste aktueller Medikamente, inklusive rezeptfreier Präparate und Nahrungsergänzungen.
- Vorherige Befunde oder Laborwerte, insbesondere PSA-Werte, falls vorhanden.
- Angaben zu Begleiterkrankungen wie Diabetes, Neurologie oder kardiale Erkrankungen.
Notfallkontakt und Weiteres
Bei akuten roten Warnzeichen fahren Sie in die Notaufnahme oder kontaktieren Sie umgehend Ihren Hausarzt. Bei weniger dringenden Beschwerden kann der Hausarzt eine erste Diagnostik durchführen und Sie gegebenenfalls an einen Urologen überweisen. Wenn Sie unsicher sind, sprechen Sie mit Ihrer hausärztlichen Praxis über das weitere Vorgehen.
Diagnose
Grundlagen der Diagnostik
Die Diagnostik beim Verdacht auf prostata-bedingten Harndrang beginnt mit einer ausführlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung. Ziel ist es, potenzielle Ursachen einzugrenzen, akute Notfälle auszuschließen und ein individuelles diagnostisches Konzept zu erstellen. Die Auswahl an Untersuchungen richtet sich nach Symptomen, Alter, Begleiterkrankungen und dem klinischen Bild.
Wichtige diagnostische Schritte
Wesentliche Bestandteile der Abklärung sind:
- Anamnese: Zeitpunkt des Beginns, Verlauf, begleitende Symptome (Fieber, Schmerzen), Medikamente, frühere Operationen und Lebensgewohnheiten.
- Körperliche Untersuchung: Inspektion, Palpation des Abdomens, digital-rektale Untersuchung (DRU) zur Beurteilung der Prostata (Größe, Konsistenz, Knoten). Informationen zur Durchführung und Bedeutung finden Sie auf der Seite zur Prostata-Untersuchung.
- Urintests: Urin-Stix, Urinkultur bei Verdacht auf Infektion.
- Bluttests: z. B. Nierenwerte, PSA nach individueller Abwägung.
- Messung des Restharns (Post-void residual) per Ultraschall.
- Uroflowmetrie: Messung der Harnflussrate zur Beurteilung einer Abflussbehinderung.
- Transrektaler Ultraschall (TRUS) und ggf. transabdominaler Ultraschall zur Beurteilung von Prostatagröße und postvoid residual.
- Zystoskopie: Endoskopische Untersuchung der Harnröhre und Blase, wenn anatomische Ursachen oder Blasenerkrankungen vermutet werden.
Weitere Untersuchungen und Abwägungen
Je nach Befund können weitere Untersuchungen sinnvoll sein:
- Urodynamik bei komplexen Blasenfunktionsstörungen.
- MRT der Prostata bei Verdacht auf Prostatakrebs nach PSA-Anstieg oder auffälliger DRU.
- Spezielle mikrobiologische Diagnostik bei rezidivierenden Infekten.
- Neurologische Abklärung bei Hinweisen auf eine Nervenschädigung.
Praktische Tipps für Patienten
Vor dem Termin kann ein einfaches Miktionsprotokoll helfen, das Trinkverhalten, Toilettengänge und nächtliche Häufigkeit zu dokumentieren. Bringen Sie aktuelle Laborwerte und eine Liste Ihrer Medikamente mit. Die Diagnose ist oft eine Kombination aus Klinik, einfachen Tests und gezielten apparativen Untersuchungen.
Hinweis: Nicht jeder Test ist sofort erforderlich. Die Reihenfolge der Untersuchungen orientiert sich an Dringlichkeit und Fragestellung. Eine differenzierte Abklärung durch Hausarzt und Urologe stellt sicher, dass unnötige Untersuchungen vermieden werden.
Behandlung
Grundsätze der Behandlung
Die Therapie bei prostata-bedingtem Harndrang richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache, der Schwere der Symptome und den individuellen Patientenwünschen. Ziel kann die Symptomverbesserung, die Vorbeugung von Komplikationen oder die Behandlung einer spezifischen Erkrankung wie Prostatitis sein. Häufig wird zwischen konservativen, medikamentösen und invasiven Maßnahmen unterschieden. Eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung ist dabei entscheidend.
Konservative Maßnahmen
Bei milden Beschwerden oder als Ergänzung zu anderen Therapien kommen zunächst nicht-invasive Maßnahmen in Frage:
- Blasentraining und Pelvic-Floor-Übungen (Beckenboden).
- Änderung der Trinkgewohnheiten (Timing, Reduktion von koffeinhaltigen und alkoholischen Getränken).
- Gewichtsreduktion und Behandlung begleitender Erkrankungen wie Diabetes.
- Beobachtendes Abwarten ("Watchful Waiting") bei leichter Symptomatik mit regelmäßiger Kontrolle.
- Vermeidung von auslösenden Medikamenten, wenn möglich.
Medikamentöse Therapie
Medikamente können die Symptome deutlich lindern. Wichtige Substanzgruppen sind:
- Alpha-Blocker (z. B. Tamsulosin): Wirken schnell durch Erschlaffung der glatten Muskulatur an Prostata und Blasenhals; Nebenwirkungen können Schwindel oder retrograde Ejakulation sein.
- 5-Alpha-Reduktase-Inhibitoren (z. B. Finasterid): Hemmen das Prostatavolumenwachstum langfristig; Wirkung setzt langsam ein, Nebenwirkungen sexualfunktionell möglich.
- Kombinationstherapie: Bei größeren Prostatae oder starken Symptomen kann eine Kombination sinnvoll sein.
- Antimuskarinika oder Betmimetika: Bei dominanter Blasenüberaktivität können diese Mittel den Drang reduzieren; Vorsicht bei Restharn.
- Antibiotika: Bei bakterieller Prostatitis gezielte antibiotische Therapie nach Nachweis.
Interventionelle und operative Verfahren
Bei therapieresistenten Beschwerden oder erheblichen Komplikationen kommen minimalinvasive Verfahren oder Operationen in Betracht:
- TURP (transurethrale Resektion der Prostata): Klassisches Standardverfahren bei mittelgroßer Prostata.
- HoLEP (Holmium-Laser-Enukleation): Für größere Prostatae geeignet mit guter Harnkanalöffnung.
- UroLift, Rezum: Minimalinvasive Verfahren zur Verkleinerung bzw. Verschiebung der Prostataanteile mit kürzerer Erholungszeit, aber nicht für alle Patienten geeignet.
- Offene Prostatektomie bei sehr großen Prostatae oder speziellen anatomischen Situationen.
Nebenwirkungen und Einfluss auf Sexualität
Jede Therapie hat potenzielle Nebenwirkungen, z. B. retrograde Ejakulation, erektile Dysfunktion oder Inkontinenz nach Operation. Die Gewichtung dieser Risiken ist individuell. Sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt über Ihre Prioritäten und mögliche Folgen.
Wichtig: Keine Therapie ist universell richtig. Die Entscheidung erfolgt nach sorgfältiger Aufklärung und Abwägung von Beschwerden, Befunden und Patientenpräferenzen.
Tipps
Praktische Selbsthilfe bei Harndrang
Zusätzlich zur ärztlichen Behandlung können einfache Maßnahmen die Symptome lindern und die Alltagssituation verbessern. Ziel ist, die Häufigkeit und Dringlichkeit zu reduzieren, Schlafstörungen zu minimieren und das Risiko für Komplikationen zu senken. Die folgenden Tipps sind allgemein und sollen individuelle ärztliche Beratung nicht ersetzen.
Konkrete Maßnahmen und Verhaltensempfehlungen
- Miktionsprotokoll führen: Zwei bis drei Tage protokollieren, wann und wie viel Sie trinken und wie oft Sie urinieren; das hilft Ärztinnen und Ärzten bei der Einschätzung.
- Flüssigkeitsmanagement: Gleichmäßige Verteilung der Flüssigkeitszufuhr über den Tag, abendliche Reduktion (z. B. 1–2 Stunden vor dem Schlafengehen weniger trinken).
- Koffein und Alkohol reduzieren: Beide steigern die Harnausscheidung und können Blasenkontraktionen fördern.
- Blasentraining: Schrittweise Verlängerung der Intervalle zwischen Toilettengängen, z. B. um 15 Minuten pro Woche.
- Beckenbodenübungen: Regelmäßiges Training kann Dranganfälle besser kontrollierbar machen; Anleitung ggf. durch Physiotherapie.
- Double voiding (doppeltes Entleeren): Nach dem ersten Wasserlassen einige Minuten warten und dann erneut entleeren, um Restharn zu reduzieren.
- Gewichtsreduktion und Bewegung: Übergewicht ist mit LUTS assoziiert; regelmäßige körperliche Aktivität hilft.
- Medikamenten-Check: Besprechen Sie mit dem Arzt, ob Diuretika oder andere Wirkstoffe Ihre Beschwerden verschlechtern könnten.
- Bequeme Kleidung: Tragen Sie Kleidung, die schnellen Zugang zur Toilette erlaubt, um Stress in Drangsituationen zu reduzieren.
- Notfallplan: Kennen Sie die Lage von öffentlichen Toiletten auf Ihrer Route und tragen Sie ggf. ein kleines Toilettentuch oder Einlagen bei starken Beschwerden.
Beispiele für den Alltag
Ein praktisches Beispiel: Ein Mann mit zwei nächtlichen Toilettengängen reduziert ab 20 Uhr systematisch seine Flüssigkeitszufuhr, vermeidet Kaffee nach 16 Uhr und führt parallel Blasentraining durch. Nach 4–8 Wochen kann sich die Häufigkeit reduziert haben. Solche Veränderungen erfordern Geduld und konsequentes Üben.
Wann diese Tipps nicht ausreichen
Wenn trotz konsequenter Maßnahmen keine Besserung eintritt oder Symptome sich verschlechtern (z. B. schwächerer Strahl, Blut im Urin, Fieber), ist eine ärztliche Kontrolle erforderlich. Diese Selbsthilfemaßnahmen ersetzen keine medizinische Diagnose und Therapie.
Weitere Information
Bei Fragen zur körperlichen Untersuchung oder speziellen Techniken (z. B. gezielte Prostata-Massage im Kontext von Schmerzen und Sexualität) finden Sie ergänzende Informationen auf der Seite zur Prostata-Massage und Sexualität, wobei solche Maßnahmen nicht allgemein empfohlen werden und individuell abzuklären sind.
Zusammenfassung
Wesentliche Punkte zum Thema Prostata und Harndrang
Harndrang, der durch die Prostata beeinflusst wird, ist ein häufiges Symptom bei Männern im mittleren und höheren Alter. Ursachen reichen von einer benignen Prostatavergrößerung über Prostatitis bis hin zu Blasenfunktionsstörungen oder seltener Prostatakrebs. Eine genaue Abklärung ist wichtig, da die Therapie stark von der zugrundeliegenden Ursache abhängt.
Diagnostisch stehen Anamnese, körperliche Untersuchung inklusive digital-rektaler Untersuchung, Urin- und Blutuntersuchungen sowie bildgebende und funktionelle Tests wie Ultraschall, Messung des Restharns oder Uroflowmetrie im Vordergrund. Auf der Seite zur Prostata-Untersuchung finden Sie detailliertere Informationen zum Ablauf und Zweck dieser Untersuchung.
Therapeutisch sind konservative Maßnahmen, medikamentöse Behandlungen und bei nicht ausreichender Wirkung interventionelle Verfahren möglich. Die Wahl richtet sich nach Symptomschwere, Prostatagröße, Nebenwirkungsprofil und persönlichen Präferenzen. Besprechen Sie Chancen und Risiken offen mit Ihrem Arzt.
Praktische Selbsthilfe wie Blasentraining, Anpassung der Trinkgewohnheiten, Vermeidung von Koffein und gezielte Beckenbodenübungen können eine sinnvolle Ergänzung zur ärztlichen Therapie sein. Ein Miktionsprotokoll hilft, Beschwerden objektiv zu dokumentieren.
Wenn Sie unsicher sind, ob Ihre Beschwerden behandlungsbedürftig sind, kann ein Gespräch mit dem Hausarzt oder einem Urologen klären, welches weitere Vorgehen sinnvoll ist. Weiterführende allgemeine Informationen zur Prostata finden Sie auf der Prostata-Hauptseite. Bei akuten Warnzeichen (Fieber, akuter Harnverhalt, Blut im Urin) suchen Sie umgehend ärztliche Hilfe auf.
Medizinischer Hinweis
Die Informationen auf dieser Seite dienen ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzen keine persönliche Beratung, Untersuchung oder Diagnose durch einen approbierten Arzt. Bei gesundheitlichen Beschwerden konsultieren Sie bitte immer einen Arzt.
📚Wissenschaftliche Quellen
Die folgenden externen Quellen dienen als Grundlage für die in diesem Artikel präsentierten Informationen:
- 📋LeitlinieS2e-Leitlinie: Therapie des Benignen Prostatasyndroms (BPS)https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/043-034
- Benign Prostatic Hyperplasia Review (PubMed)https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26787186/
- 📄FachartikelEpidemiologie der unteren Harnwege und Nocturie (RKI / Fachartikel)https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Allgemeines/Nocturie.html
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