Prostata Schmerzen Beim Sitzen
🎧 Artikel anhören
Keine Zeit zu lesen? Lassen Sie sich den Artikel vorlesen – perfekt für unterwegs!
Einleitung
Worum geht es?
Prostata Schmerzen beim Sitzen sind ein häufiges, oft belastendes Symptom bei Männern mittleren und höheren Alters. Viele Betroffene beschreiben Beschwerden im Bereich des Damms, des unteren Rückens oder direkt unterhalb des Penis, die besonders beim längeren Sitzen stärker werden. Solche Schmerzen können von harmlosen muskulären Ursachen bis zu Erkrankungen der Prostata reichen. Ziel dieses Artikels ist es, Ursachen, typische Symptome, diagnostische Schritte und mögliche Maßnahmen zur Linderung neutral und evidenzbasiert darzustellen. Es werden keine individuellen Diagnosen gestellt und keine Heilversprechen gegeben.
Warum dieses Thema wichtig ist
Beschwerden beim Sitzen beeinträchtigen Lebensqualität, Schlaf und berufliche Tätigkeit. Männer zwischen 40 und 70 Jahren sind häufig betroffen, weil in diesem Alter neben funktionellen Problemen auch Veränderungen der Prostata wie die benign-prostatahyperplasie häufiger werden. Schmerzen beim Sitzen können aber auch auf entzündliche Prozesse, Nervenreizungen oder muskuläre Probleme zurückzuführen sein. Eine sorgfältige Abklärung hilft, ernste Ursachen auszuschließen und passende Behandlungsschritte zu wählen.
Anwendungsbereich dieses Ratgebers
Dieser Leitfaden gibt allgemeine Informationen, beschreibt typische Beschwerden und informiert über Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten. Er richtet sich an Männer, die Schmerzen beim Sitzen mit Bezug zur Prostata vermuten oder bereits diagnostische Schritte hinter sich haben. Wenn konkrete, akute Beschwerden vorliegen, wird empfohlen, zeitnah ärztlichen Rat einzuholen.
Aufbau des Artikels
Der Text ist in mehrere Abschnitte gegliedert: Ursachen, Symptome, Lokalisation, Wann zum Arzt, Diagnose, Behandlung, Linderung und Zusammenfassung. In jedem Abschnitt finden Sie klare Erklärungen, Listen mit Beispielen, praktische Tipps und Hinweise auf Maßnahmen, die häufig empfohlen werden. Zudem werden weiterführende Links zu Informationen über die Prostata und zur Prostata-Untersuchung genannt.
Hinweis zur Nutzung
Der Artikel ersetzt nicht die persönliche Beratung durch einen Arzt. Bei Unsicherheit oder akuten Symptomen sollte ärztlicher Rat gesucht werden. Für Fragen zur Sexualität und möglichen therapeutischen Maßnahmen, die mit der Prostata zu tun haben, finden Sie ergänzende Informationen zur Prostata-Massage. Lesen Sie die folgenden Abschnitte, um ein besseres Verständnis für mögliche Gründe von Schmerzen beim Sitzen zu gewinnen.
Mögliche Ursachen
Übersicht über häufige Ursachen
Schmerzen, die beim Sitzen verstärkt werden und auf die Prostata bezogen werden, können verschiedene Ursachen haben. Häufige Gründe sind entzündliche Erkrankungen der Prostata, funktionelle Beschwerden des Beckenbodens, neuropathische Schmerzen durch Nervenreizung und muskuläre Verspannungen. Ebenso können urologische Erkrankungen wie eine benigne Prostatahyperplasie (vergrößerte Prostata) oder gutartige Veränderungen Druckgefühle erzeugen. In einigen Fällen sind Beschwerden nicht direkt von der Prostata ausgelöst, sondern von Nachbarstrukturen.
Entzündliche Ursachen (Prostatitis)
Akute bakterielle Prostatitis ist seltener, geht meist mit hohen Schmerzen, Fieber und einem kranken Allgemeinzustand einher und erfordert zügige Behandlung. Chronische bakterielle Prostatitis kann wiederkehrende Schmerzen und schmerzhafte Symptome beim Sitzen verursachen. Die häufigste Form ist das chronische Beckenschmerzsyndrom (CPPS), das nicht zwingend von einer nachweisbaren Infektion begleitet wird und über lange Zeit bestehen kann.
Neuropathische und nervenbedingte Ursachen
Nerven im Beckenbereich (z. B. pudendale Nerven) können gereizt oder eingeklemmt werden, etwa nach Verletzungen, bei langem Sitzen auf harten Unterlagen oder bei anatomischen Engstellen. Solche Nervenirritationen führen zu brennenden, stechenden oder elektrisierenden Schmerzen, die besonders in Sitzposition auftreten. Auch diabetische Neuropathie kann die Empfindungswahrnehmung verändern und Schmerzen begünstigen.
Muskuläre und funktionelle Ursachen
Verspannungen des Beckenbodens, der Gesäßmuskulatur oder der unteren Rückenmuskulatur können Schmerzen über den Damm in Richtung Prostata projizieren. Chronische Fehlbelastungen, langes Sitzen ohne Bewegung und mangelndes Ausdauertraining fördern solche muskulären Probleme. In der Praxis ist oft eine Kombination aus muskulären und nervalen Faktoren zu beobachten.
Weitere mögliche Ursachen
Weitere Ursachen sind Harnröhrenverengungen, Blasenprobleme, Sitzverletzungen durch Fahrradfahren oder Reiten, und in seltenen Fällen tumoröse Veränderungen. Wichtig ist die differenzierte Abklärung: eine Liste typischer Ursachen zur Orientierung:
- Akute oder chronische Prostatitis (bakteriell oder abakteriell)
- Chronisches Beckenschmerzsyndrom (CPPS)
- Nervenreizungen (z. B. Pudendalneuropathie)
- Muskuläre Verspannungen des Beckenbodens/Gesäßes
- Mechanische Reizung durch langes Sitzen oder Radfahren
- Benigne Prostatahyperplasie (BPH) mit Druckgefühl
- Harnröhrenprobleme oder Blasenentzündungen
- Seltene Ursachen: Tumoren oder metabolische Erkrankungen
Bei anhaltenden oder starken Beschwerden ist eine systematische Abklärung durch den Urologen sinnvoll, um die zugrundeliegende Ursache einzugrenzen und gezielte Maßnahmen einzuleiten.
Symptome
Typische Beschwerden bei Schmerzen beim Sitzen
Männer mit Prostata-bezogenen Schmerzen beim Sitzen beschreiben eine Vielzahl von Symptomen. Häufig sind dumpfe Dauerschmerzen, ziehende oder stechende Beschwerden im Damm, im Bereich zwischen Hodensack und After, sowie Schmerzen im unteren Rücken. Manche bemerken eine Verstärkung der Schmerzen nach längerem Sitzen auf harten Stühlen oder beim Fahrradfahren. Begleitende Symptome können Harnbeschwerden oder sexuelle Probleme sein.
Häufige Begleitsymptome
Begleitende Symptome, die auf eine urologische oder neurologische Ursache hinweisen können, umfassen:
- Häufiger Harndrang oder Restharngefühl
- Schmerz oder Brennen beim Wasserlassen
- Schmerzen nach der Ejakulation
- Erektionsstörungen oder verminderte Libido
- Blut im Urin (selten, alarmierendes Zeichen)
Können Schmerzen allein von der Prostata kommen?
Ja, insbesondere bei Prostatitis oder dem chronischen Beckenschmerzsyndrom können Schmerzen dominieren. Allerdings ist die Lokalisation nicht immer eindeutig: Schmerzen können aus Muskeln, Nerven oder der Wirbelsäule kommen und in den Prostatabereich projiziert werden. Daher ist eine gründliche Anamnese und Untersuchung entscheidend, um die genaue Ursache herauszufinden.
Verlauf und Intensität
Der Verlauf kann akut, wiederkehrend oder chronisch sein. Akute bakterielle Prostatitis ist meist stark schmerzhaft und begleitet von Fieber. Chronische Beschwerden können monate- bis jahrelang bestehen und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Viele Männer berichten über Schwankungen: Ruhe, Wärme oder Bewegung können Linderung bringen, langes Sitzen verschlechtert die Symptome.
Wann sind zusätzliche Symptome alarmierend?
Alarmzeichen, die ärztliche Abklärung erfordern, sind Fieber, Schüttelfrost, deutliche Blutungen im Urin, plötzliche Verschlechterung der Blasenentleerung oder neurologische Ausfälle (z. B. Sensibilitätsstörungen in den Beinen). Bei solchen Symptomen sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden.
Lokalisation der Schmerzen
Wo genau treten Schmerzen auf?
Die genaue Lokalisation kann Hinweise auf die Ursache geben. Schmerzen, die beim Sitzen deutlich zunehmen, werden typischerweise im Bereich des Damms (zwischen Penis und After), im Perineum, im unteren Rücken oder in den Hoden beschrieben. Manche Männer spüren ein tiefes Druckgefühl hinter der Symphyse (Schambein) oder eine Ausstrahlung in den Anus. Die Lokalisation hilft bei der Unterscheidung zwischen prostatichem Schmerz, muskulärer Verspannung und neuropathischen Ursachen.
Unterschiedliche Schmerzprofile
Typische Lokalisationen und was sie bedeuten können:
- Damm/Perineum: Häufig bei Prostatitis und CPPS, oft druckempfindlich.
- Unterer Rücken/Sakralsegment: Kann auf Wirbelsäulen- oder muskuläre Probleme hinweisen.
- Hoden/Skrotum: Schmerzen können von der Prostata ausgehen, aber auch Urogenitalsystem oder Nerven betreffen.
- Ausstrahlung in den Anus: Häufig bei Beckenboden-Dysfunktion oder nervaler Reizung.
- Ventral (vorne) unterhalb des Penis: Selten, kann aber bei bestimmten Prostata- oder Harnröhrenproblemen vorkommen.
Unterscheidung von nicht-prostatischen Quellen
Nicht alle Schmerzen in diesen Regionen stammen von der Prostata. Muskuläre Triggerpunkte im Gesäßmuskel (Musculus piriformis), Ischiasbeschwerden oder Nervenengpässe können ähnliche Schmerzen erzeugen. Eine genaue körperliche Untersuchung, gezielte Provokationstests und bildgebende Verfahren können helfen, die Quelle einzugrenzen.
Praktische Hinweise zur Selbstbeobachtung
Notieren Sie, wann die Schmerzen auftreten (beim Sitzen, nach dem Fahrradfahren, nach dem Geschlechtsverkehr), wie lange sie anhalten und ob andere Symptome wie Fieber oder Harnbeschwerden hinzukommen. Solche Hinweise erleichtern dem behandelnden Arzt die Diagnostik. Beispiele für nützliche Notizen:
- Dauer des Sitzens bis zum Beginn der Schmerzen (z. B. nach 20 Minuten)
- Art des Sitzens (harte Bank, gepolsterter Stuhl, Fahrrad)
- Begleitende Symptome (Harnbeschwerden, Fieber, Ejakulationsschmerz)
- Veränderungen durch Wärme, Bewegung oder Ruhe
- Medikamente oder frühere Operationen im Beckenbereich
Diese systematischen Beobachtungen unterstützen die Differenzialdiagnose und die Entscheidung über weitere Untersuchungen.
Wann zum Arzt?
Allgemeiner Leitfaden: Wann ärztliche Abklärung sinnvoll ist
Bei anhaltenden oder wiederkehrenden Schmerzen beim Sitzen ist eine medizinische Abklärung empfehlenswert. Besonders dringlich ist die Vorstellung beim Arzt, wenn die Schmerzen sehr stark sind, sich akut verschlechtern oder wenn zusätzliche Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Blut im Urin oder akute Harnverhaltung hinzukommen. In solchen Fällen kann rasches Handeln notwendig sein, da z. B. eine akute bakterielle Prostatitis oder eine Harnverhaltssituation sofort behandelt werden muss.
Konkrete Warnzeichen (sofortiger Arztkontakt)
Beispiele für Symptome, die eine sofortige Vorstellung erfordern:
- Fieber über 38 °C mit Schmerzen im Beckenbereich
- Plötzlich nicht mehr Wasserlassen können oder starke Fließminderung
- Deutliche Blutbeimengungen im Urin
- Starke, fortschreitende Schmerzen trotz Schonung
- Neurologische Ausfälle wie Sensibilitätsstörungen in den Beinen
Wann eine zeitnahe Abklärung empfohlen wird
Wenn die Beschwerden über Wochen bestehen oder immer wiederkehren, sollte innerhalb weniger Wochen ein Urologe aufgesucht werden. Auch bei Beeinträchtigung der Lebensqualität, Schlafstörungen, sexuellen Problemen oder bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten ist eine differenzierte Untersuchung sinnvoll. Ziel ist es, behandelbare Ursachen zu erkennen und eine geeignete Therapie zu beginnen.
Vorbereitung für den Arztbesuch
Notieren Sie vor dem Termin relevante Informationen: Beginn und Verlauf der Schmerzen, Auslöser (z. B. langes Sitzen, Fahrradfahren), begleitende Symptome, bisherige Behandlungen und Medikamente sowie frühere urologische Erkrankungen. Praxisnahe Beispiele für nützliche Angaben:
- Seit wann bestehen die Symptome (Tage, Wochen, Monate)?
- Verstärken bestimmte Aktivitäten die Beschwerden?
- Gibt es Fieber oder Probleme beim Wasserlassen?
- Welche Medikamente werden eingenommen?
- Frühere Operationen am Becken oder an der Prostata?
Erwartungen beim Arzt
Der Arzt wird Anamnese und körperliche Untersuchung durchführen, ggf. Urin- und Bluttests anordnen und weitere Untersuchungen wie eine rektale Untersuchung oder Bildgebung planen. Bei akuten Warnzeichen werden sofortige therapeutische Maßnahmen eingeleitet. Bei Unklarheiten oder anhaltenden Beschwerden ist die Überweisung an einen spezialisierten Urologen empfehlenswert.
Diagnose
Grundprinzipien der Diagnostik
Die Diagnostik bei Schmerzen, die beim Sitzen auftreten und mit der Prostata in Verbindung gebracht werden, umfasst eine sorgfältige Anamnese, eine körperliche Untersuchung und gezielte Zusatzuntersuchungen. Ziel ist es, entzündliche, neurologische, muskuläre oder strukturelle Ursachen zu unterscheiden. In vielen Fällen ist eine Kombination aus Untersuchungsschritten notwendig, um eine belastbare Einschätzung zu erhalten.
Anamnese und körperliche Untersuchung
Eine strukturierte Anamnese fragt nach Beginn, Verlauf, Auslösern, Begleitsymptomen (z. B. Fieber, Harnbeschwerden) und früheren Erkrankungen. Die körperliche Untersuchung umfasst neben der Allgemeinuntersuchung eine palpapable Untersuchung des Abdomen und eine Untersuchung des Genitalbereichs. Die rektale Tastuntersuchung der Prostata ist ein wichtiger Bestandteil der urologischen Untersuchung und kann Volumenveränderungen, Druckschmerz oder Knoten feststellen. Weitere Details zur Prostata-Untersuchung finden Sie auf der Seite zur Prostata-Untersuchung.
Laboruntersuchungen
Typische Laboruntersuchungen sind Urinstatus und Urinkultur, Blutbild sowie CRP zur Einschätzung entzündlicher Prozesse. Bei Verdacht auf bakterielle Prostatitis wird meist eine gezielte Urinkultur durchgeführt; bei chronischen Beschwerden können spezielle Tests wie die Vier-Gläser-Probe (in ausgewählten Einrichtungen) zur Differenzierung herangezogen werden. Blutwerte wie PSA werden je nach Alter und Verdacht individuell bewertet.
Bildgebung und spezialisierte Tests
Bildgebende Verfahren wie Ultraschall (transrektaler oder abdominaler Ultraschall) und ggf. MRT können helfen, strukturelle Ursachen auszuschließen oder zu bestätigen. Bei Verdacht auf neurologische Ursachen können neurophysiologische Tests oder bildgebende Untersuchungen der Lendenwirbelsäule sinnvoll sein. Die Auswahl der Untersuchungen richtet sich nach der Vermutung des Arztes und nach dem Schweregrad der Beschwerden.
Multidisziplinäre Abklärung
Bei komplexen oder therapieresistenten Fällen ist oft eine interdisziplinäre Abklärung sinnvoll, z. B. durch Urologie, Schmerzmedizin, Neurologie oder Physiotherapie. Diagnose ist nicht immer eindeutig; bei funktionellen Beschwerden wie CPPS ist die Diagnostik auf den Ausschluss anderer Ursachen ausgerichtet und auf die Identifikation beeinflussender Faktoren (muskulär, psychisch, neurologisch).
Behandlungsmöglichkeiten
Grundsätze der Behandlung
Die Behandlung richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. Bei bakterieller Prostatitis stehen Antibiotika und symptomatische Maßnahmen im Vordergrund. Bei chronischen oder funktionellen Beschwerden wird häufig ein multimodales Konzept empfohlen, das medikamentöse, physiotherapeutische und verhaltenstherapeutische Elemente kombiniert. Ziel ist die Linderung der Symptome, Verbesserung der Lebensqualität und das Vermeiden von Rückfällen.
Medikamentöse Optionen
Mögliche Medikamente bei prostata-bezogenen Schmerzen sind:
- Antibiotika bei nachgewiesener bakterieller Infektion (Dauer in der Regel mehrere Wochen)
- Alpha-Blocker zur Entspannung der Prostata- und Blasenhalsmuskulatur
- Analgetika (z. B. nicht-opioide Schmerzmittel) zur kurzfristigen Schmerzkontrolle
- Muskelrelaxanzien oder entzündungshemmende Medikamente bei muskulärer Komponente
- Medikamente gegen neuropathische Schmerzen (z. B. trizyklische Antidepressiva, Gabapentin) in ausgewählten Fällen
Nicht-medikamentöse Therapien
Physiotherapie des Beckenbodens, myofasziale Techniken, gezielte Dehnübungen und Ergonomieberatung zur Sitzposition gehören zu den zentralen nicht-medikamentösen Maßnahmen. Wärmebehandlungen, Sitzkissen mit Druckentlastung und regelmäßige Bewegung (Spaziergänge, moderates Ausdauertraining) können ebenfalls Linderung bringen. Bei bestimmten Fällen kann eine Überweisung zur Schmerztherapie oder zu spezialisierten Beckenboden-Therapeuten sinnvoll sein.
Interventionelle und operative Optionen
Operative Eingriffe sind selten und werden nur bei klaren strukturellen Problemen oder schwerer benigner Prostatahyperplasie mit relevanten Harnabflussstörungen erwogen. Interventionelle Maßnahmen wie gezielte Nervenblockaden oder andere minimal-invasive Verfahren kommen in Einzelfällen bei therapieresistenten neuropathischen Schmerzen zum Einsatz. Solche Maßnahmen sollten immer von spezialisierten Zentren und nach gründlicher Abwägung durchgeführt werden.
Multimodales Vorgehen und Langzeitbetreuung
Bei chronischen Beschwerden erweist sich oft ein multimodaler Ansatz als erfolgversprechend: Kombination aus Medikamenten, physiotherapeutischer Behandlung, psychosozialer Unterstützung (z. B. Stressmanagement) und Anpassung des Alltags (Sitzgewohnheiten, Arbeitsposition). Regelmäßige ärztliche Verlaufskontrollen helfen, Therapieerfolge zu beurteilen und Anpassungen vorzunehmen.
Praktische Maßnahmen zur Linderung
Alltagsmaßnahmen gegen Schmerzen beim Sitzen
Viele Männer können Schmerzen beim Sitzen durch einfache Veränderungen reduzieren. Eine ergonomische Sitzhaltung, häufige Pausen und das Vermeiden harter Sitzflächen sind erste sinnvolle Schritte. Sitzkissen mit Aussparung für den Damm, gepolsterte Fahrrad-Sättel und regelmäßiges Aufstehen und Dehnen während längeren Sitzens reduzieren Druck auf die beteiligten Strukturen. Diese Maßnahmen sind unkompliziert und können sofort umgesetzt werden.
Konkrete Tipps und Beispiele
Praktische Empfehlungen zur sofortigen Anwendung:
- Verwenden Sie ein ergonomisches Sitzkissen oder ein Donut-Kissen zur Druckentlastung des Damms.
- Machen Sie alle 30–60 Minuten eine kurze Geh- oder Dehnungspause (1–2 Minuten).
- Wechseln Sie die Sitzposition regelmäßig und nutzen Sie eine gepolsterte Sitzfläche.
- Bei Fahrradfahrern: nutzen Sie einen anatomisch geformten Sattel und passen Sie die Sitzposition an.
- Wärmen Sie betroffene Bereiche mit Wärmflasche oder warmen Bädern (bei fehlendem Fieber).
- Vermeiden Sie enge Kleidung, die zusätzlichen Druck auf den Unterleib ausübt.
- Regelmäßiges leichtes Ausdauertraining (z. B. zügiges Gehen) stärkt die Muskulatur und fördert die Durchblutung.
- Gezielte physiotherapeutische Übungen für den Beckenboden in Absprache mit Therapeuten.
- Entspannungsverfahren wie progressive Muskelentspannung oder Atemübungen zur Reduktion muskulärer Verspannungen.
Ergonomie am Arbeitsplatz
Praktische Arbeitsplatz-Anpassungen können die Belastung deutlich senken: ein Stuhl mit verstellbarer Sitzhöhe und -tiefe, eine aufrechte Sitzhaltung, Fußstütze und ein Bildschirm auf Augenhöhe. Bei sitzenden Tätigkeiten kann ein ergonomisch gestalteter Steh-Sitz-Arbeitsplatz helfen, die Sitzdauer zu reduzieren. Beispiele: Bei 8 Stunden Büroarbeit sollten insgesamt mindestens 60–90 Minuten davon im Stehen oder in Bewegung verbracht werden.
Selbsthilfemaßnahmen bei akuten Schmerzeinbrüchen
Bei akutem Schmerz kann kurzfristige Einnahme eines geeigneten Schmerzmittels, Wärmeapplikation und eine Entlastungsposition (leichte Vorbeuge, Aufstehen) helfen. Dokumentieren Sie solche Ereignisse: Wann traten sie auf, wie lange hielten sie an und was hat Linderung gebracht. Diese Informationen sind für den behandelnden Arzt nützlich.
Wann diese Maßnahmen nicht ausreichen
Wenn trotz konsequenter Selbsthilfe und konservativer Maßnahmen die Schmerzen anhalten oder sich verschlimmern, ist eine erneute ärztliche Abklärung angezeigt. Manche Ursachen erfordern spezifische Therapien, die nur durch den Arzt eingeleitet werden können.
Zusammenfassung
Kernaussagen
Prostata Schmerzen beim Sitzen können viele Ursachen haben – von muskulären Verspannungen über Nervenreizungen bis zu entzündlichen oder strukturellen Erkrankungen der Prostata. Die genaue Lokalisation, Begleitsymptome wie Harnprobleme oder Fieber und der zeitliche Verlauf geben wichtige Hinweise zur Differenzialdiagnose. Eine strukturierte Anamnese und gezielte Untersuchungen sind entscheidend, um behandelbare Ursachen zu finden.
Wichtige Schritte bei Beschwerden
Erste sinnvolle Schritte sind Beobachtung und Dokumentation der Beschwerden (Auslöser, Dauer, begleitende Symptome), Anpassung der Sitzgewohnheiten und einfache Selbsthilfemaßnahmen wie Wärmeanwendungen und Dehnübungen. Bei Warnzeichen oder anhaltenden Beschwerden ist eine ärztliche Abklärung erforderlich. Die Diagnostik umfasst u. a. Urin- und Bluttests, die rektale Tastuntersuchung und gegebenenfalls bildgebende Verfahren.
Therapieprinzipien
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache: Antibiotika bei bakterieller Prostatitis, multimodale Konzepte bei chronischen Beschwerden und gezielte Maßnahmen bei nervalen oder muskulären Ursachen. Nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Physiotherapie, ergonomische Änderungen und psychosoziale Unterstützung spielen eine große Rolle, insbesondere bei chronischen Verläufen.
Praktische Empfehlung
Wenn Schmerzen beim Sitzen eintreten und länger anhalten oder mit weiteren Symptomen einhergehen, suchen Sie ärztlichen Rat. Für weiterführende Informationen zur Prostata allgemein empfehlen wir die Prostata-Hauptseite. Bei Unklarheiten zur Untersuchung ist die Seite zur Prostata-Untersuchung hilfreich.
Abschließender Hinweis
Dieser Artikel informiert neutral und evidenzbasiert über mögliche Ursachen und Maßnahmen. Er ersetzt nicht die ärztliche Beratung. Bei akutem oder schwerem Verlauf suchen Sie bitte umgehend einen Arzt auf.
Medizinischer Hinweis
Die Informationen auf dieser Seite dienen ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzen keine persönliche Beratung, Untersuchung oder Diagnose durch einen approbierten Arzt. Bei gesundheitlichen Beschwerden konsultieren Sie bitte immer einen Arzt.
📚Wissenschaftliche Quellen
Die folgenden externen Quellen dienen als Grundlage für die in diesem Artikel präsentierten Informationen:
- 📋LeitlinieS2e-Leitlinie: Therapie des Benignen Prostatasyndroms (BPS)https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/043-034
- 📄FachartikelPubMed: Suchergebnisse zu 'chronic prostatitis prostate pain'https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=chronic+prostatitis+prostate+pain
Hinweis: Externe Links sind mit rel="nofollow" gekennzeichnet und führen zu unabhängigen Quellen außerhalb unserer Kontrolle.